Nach einer Ausschreibung im Jahr 1886

durch den Architektenverein wurde in der Kopisch-, Ecke Fidicinstrasse 1888 der Wasserturm Tempelhofer Berg erbaut. Der schmiedeeiserne Hochbehälter hatte ein Fassungsvermögen von 406 Kubikmeter, der Turm ist rund 50 Meter hoch.

Noch Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Stadtbewohner nur aus den Hof- und Straßenbrunnen mit Wasser versorgt. Die mehrstöckigen Mietshäuser verlangten nach einer neuen Lösung, die den Bewohnern das Wasser bis ins Zimmer im vierten Stock befördern konnte. Dazu musste vor allem ein starker Wasserdruck erzeugt werden. Diese Aufgabe übernahmen im Folgenden die Wassertürme, die auf hohen Punkten der Stadt errichtet wurden.

Als der Wasserturm gebaut wurde, gab es noch keinen elektrischen Strom als Energiequelle, folglich musste die Wasserpumpe durch eine Dampfmaschine betrieben werden: Der noch heute erhaltene Anbau neben dem Turm diente als Kesselhaus, Kohlen- und Öllager. Er wurde 1925 zu Wohnzwecken umgebaut, nachdem eine elektrische Pumpe installiert worden war.

Am 14.06.1888 wurde der Wasserturm in Betrieb genommen. In den Maschinenraum wurde nachträglich ein Sternengewölbe mit Rippen aus Ziegelformsteinen eingebaut.

Im ersten Obergeschoß des Turmes, also unterhalb des Wasserbehälters, befand sich von Anfang an eine Wohnung, wahrscheinlich für einen ständigen Aufseher des Turmes und den Heizer. Die letzte Mieterin in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts bekam eines Tages die Nähe der Wasserquelle hautnah zu spüren. Als der Schwimmer, der den Wasserstand im Kessel regulierte, defekt war, wurde dies nicht sofort bemerkt. Der Behälter lief über, und die Dame kam in den zweifelhaften Genuß einer Wohnung "mit fließend Wasser".
Dieser wohl erhebliche Schaden gab dann den letzten Anstoß, von einer weiteren Nutzung des Turmes als Wasserspeicher abzusehen und von moderneren Techniken Gebrauch zu machen.

 

Ende der 1950er Jahre wurde er stillgelegt und fünf Wohnungen für Angestellte der Berliner Wasserwerke eingerichtet, die bis Anfang der 1980er Jahre bewohnt waren.

Damit war die erste Ära des Wasserturms abgeschlossen.

Die zweite begann damit, daß einigen Leuten im Kiez auffiel, daß das Freizeitangebot, insbesondere für Jugendliche rund um den Chamissoplatz äußerst spärlich war und andererseits der Turm einen hervoragenden Standort für einen Treffpunkt abgäbe.

So gründeten Ende 1980 einige engagierte Anwohner eine Initiative Jugend für den Wasserturm, aus dem im Juni 1985 der Selbsthilfeverein Jugendzentrum Wasserturm e.V. entstand. Das Ziel des Vereins war und ist, den Turm in Kooperation mit dem Bezirksamt Kreuzberg als Jugend-, Kultur und Kommunikationszentrum zu nutzen. Da mit einem Umbau durch das Bezirksamt nicht
vor 1986 zu rechnen war, machte man sich und die maßgeblichen Stellen der Behörde mit dem Gedanken vertraut, eine vorgezogene Nutzung in Selbsthilfe in Angriff zu nehmen.

Seit 1984 ist der alte Wasserturm nun wieder ein Sammelbecken, diesmal als Begegnungsstätte für Jung und Alt.